L e b e n s u m w e g e  -  E r f u r t

Die Selbsthilfegruppe für an Depressionen erkrankte Menschen und ihre Angehörigen

... zur Ermittlung / Festsstellung der MdE* / des GdB** oder eines Pflege-grades. Vor allem gilt es Ruhe zu bewahren, sich umfassend auf den Hausbesuch oder die telefonische Befragung vorzubereiten.

* Minderung de Erwerbsfähigkeit

** Grad der Behinderung

Der Gutachter kommt - notwendige Vorbereitungen!
Grundsätzlich wird ihnen der Begutachtungstermin schriftlich - ca. eine Woche vorab - vom MdK mitgeteilt. Mit diesem Schreiben erhalten Sie:

  • den Termin und die Uhrzeit für die geplante Begutachtung
  • damit auch die Möglichkeit mitzuteilen, wenn sie an diesem Termin verhindert sind
  • den Namen der beauftragten Gutachterin / des Gutachters
  • ein Infoblatt: "INFOMATIONEN ZUR PFLEGEBEGUTACHTUNG"
  • die Adressangabe des MdK und Angaben zu Kontaktmöglichkeiten
  • einen Freiumschlag für die Vorab- Zusendung wichtiger Unterlagen, wie z.B.: Medikamentenliste, Bescheide chronischer Erkrankungen, aktuelle Befund- oder Entlassungsberichte von Ärzten oder Kliniken, Namen von pflegenden Personen, Therapieberichte, eigene Angaben zur gesundheitlichen Situation - usw. (am Besten gleich in Kopien)
  • ggf. ein Infoschreiben bezüglich der aktuellen Corona- Notwendigkeit für - wenn nötig - Informationen zu einer dann ausschließlich telefonisch stattfindenden Begutachtungen

Damit sie sich gut auf diesen Termin vorbereiten können, möchten ich Ihnen im Folgenden einige wichtige Tipps zu ihrer unbedingt notwendigen Vorarbeit, den benötigten Dokumenten und Unterlagen, aber auch zu ihrem Verhalten während des Gutachterbesuches geben.

Bereiten Sie sich organisatorisch gut auf diesen Termin vor.
Holen Sie sich – wozu auch vom MdK ganz offiziell angeraten wird - unbedingt eine Vertrauensperson dazu, die Sie schon bei den Vorbereitungen als auch beim Gutachtertermin selbst bestärkt, unterstützt und auch ihre Wahrnehmung der Situation mit einbringen kann.  Ggf. kann dies auch ein Pflegedienst oder eine ähnliche Organisation sein.

Kümmern sie sich rechtzeitig vor dem Gutachten um:

1. einzuholen vom Arzt / Therapeuten / Behandler / Berater / Krankenkasse / Selbsthilfegruppe:

Wichtig: Lassen sie unbedingt alle bei Ihnen festgestellten, chronischen Erkrankungen mit ihrer ICD-10-GM Nummern auf dieser/n Bescheinigung/en eintragen.
Eine Internetseite, die Ihnen - zur eigenen Aufklärung - nach Eingabe der ICD- Code- Nummer* die dazugehörende Erkrankung anzeigt, finden sie hier -► ICD-Code-GM-2022

  • -► eine Übersicht ihrer Klinik- / Kur- / Reha- Aufenthalten mit Entlassungsberichten
  • -► aktuelle Befund- / Therapieberichte Berichte psycho- / physio- / ergo- oder sonstiger lfd. Behandlungen
  • -► aus anderen Zusammenhängen heraus zuvor erstellte Gutachten
  • -► spezielle, fachärztliche Einschätzungen

* Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision, German Modification, Version 2022

Anmerkung: Im Rahmen ihrer Mitwirkungspflicht sind sie angehalten, bereits vorliegende - aus anderen Zusammenhängen heraus erstellte Gutachten - anzugeben / vorzulegen. Schon innerhalb einer Antragstellung zur Begutachtung wird explizit danach gefragt.

  • -► Teilnahmebestätigung/en an Kursen ihrer Krankenkasse - z.B. Rückenschule, orthopädisches Schwimmen, Ernährungsberatungen usw.
  • -► Mitglieds- bzw. Teilnahmebestätigungen - falls sie eine Selbsthilfegruppe besuchen
2. eigene Angaben:

  • -► die Adressen Ihrer behandelnden Haus-, Fachärzte und Therapeuten
  • -► gerade aktuell erhaltene Verordnungen
  • -► eine kurze, übersichtlich zusammengefasste Liste mit eigenen Angaben
  • -► die übersichtlich - am besten tabellarische - Erfassung aller Hilfeleistungen in ihrer Art (=was) und Menge (=wie viele Stunden pro Tag /pro Woche/pro Monat) durch, falls es eine/mehrere Person/en gibt, die ihnen regelmäßig bei ihren Alltagsverrichtungen helfen
  • -► ihre Auskunft bezüglich erfolgter oder anstehender Beratungstermine (z.B. Gesundheits-, Ernährungs- sonstige Beratung/en)
  • -► die Vorlage des -► Schwerbehindertenausweises, falls sie einen Grad der Behinderung haben
  • -► eine Liste der im Haushalt vorhandenen Heil- und Hilfsmittel und deren räumliche Ziuordnung in Ihrem Haushalt
  • -► die Information ihres Betreuers - falls sie unter Betreuung stehen)
Stellen Sie sich auch mental gut auf diesen Termin ein und berücksichtigen Sie dabei die folgende Schwerpunkte:

  • -► Beschönigen Sie nichts!
  • -► Gehen sie in all Ihren Antworten / Schilderungen / Beschreibungen immer von der schlechtesten Situation aus, die sie von sich kennen
  • -► Bleiben sie bei der Wahrheit.
  • -► Seien Sie weder überbemüht noch reißen Sie sich besonders zusammen
  • -► Bleiben sie bei sich selber und wirklich echt
  • -► Lassen Sie – trotz eventueller Schamgefühle - nichts weg!
  • -► Beschreiben Sie alle Ihre gesundheitlichen, physischen und psychischen Defizite - Ihren Leidensdruck kurz, präzise, aussagekräftig, realistisch, gut nachvollziehbar / verständlich
  • -► Antworten Sie auf Ihnen gestellten Fragen wahrheitsgemäß, aber immer unter Berücksichtigung Ihres schlechtmöglichsten Zustandes
  • -► Folgen Sie den Aufforderungen innerhalb des körperlichen Untersuchungsbereiches so, das der Gutachter ein realistisches Bild davon bekommt, was Ihnen "an schlechten Tagen" noch möglich ist!
  • -► Verweisen Sie unbedingt auch auf Ihre diesbezüglichen Defizite (z.B. manuelle /  feinmotorische Störungen, Händezittern, Probleme beim Zugreifen, Kräftemangel, Einschränkungen in der Beweglichkeit der Extremitäten, Schmerzen bei bestimmten Bewegungen, Schwindelgefühle / Gleichgewichtsprobleme usw.)
  • -► Benennen sie alle Tätigkeiten, die aufgrund ihrer Einschränkungen kaum noch oder gar nicht mehr möglich sind bzw. die sie nur noch mit Hilfe Anderer erledigen können
  • -► Machen sie aktuelle, defizitäre Zustände - wie z.B. das sie ohne Hilfe nicht alles ordentlich sauber halten, sich alleine nicht die Haare waschen, andere Dinge nicht verrichten können - aber unbedingt auch ihre Verzweiflung darüber - für den Gutachter und dessen Bewertung dieser wichtigen Sachverhalte unbedingt deutlich!
Das eigentliche Gutachten ...
... findet aufgrund der Corona- Schutzmaßnahmen bis auf Weiteres ausschließlich telefonisch statt.
Im Rahmen dieser Begutachtung werden sie entsprechend des angekündigten Termins angerufen und in einer ca. 1stündigen, telefonischen Befragung zu allen für die Gutachtenerstellung erforderlichen Fakten ihrer gesundheitlichen Situation befragt.
Sollten sie sich dazu nicht in der Lage fühlen, ist auch die Möglichkeit einer "Stellvertreterbefragung" gegeben (dies müssen sie aber im Vorfeld dem MdK mitteilen und kurz die Gründe dafür schildern).

Für die Stellvertreterbefragung ist es erforderlich:
... das die sie vertretende Person so umfassend wie nur möglich mit ihrer Situation und allen gesundheitlichen Sachverhalten vertraut ist
das sie sich während der Befragung gemeinsam mit Ihnen in Ihrer Wohnung aufhält, damit eventuelle Rückfragen des Gutachters an sie weitergegeben werden können
das dieser Person alle verfügbaren Unterlagen / Dokumente - auch wenn diese im Vorfeld schon dem MdK zugeschickt wurden - vorliegen.

ACHTUNG! WICHTIG!
Eine besondere Möglichkeit der Unterstützung bieten meist auch die örtlichen Pflegedienste an. Ab Datum der Antragstellung zur Feststellung des Pflegegrades bei ihrer Pflegekasse können "Vorausleistungen" von / mit Pflegediensten vereinbart werden*.
Diese bieten verschiedene Leitungen / Hilfen / Unterstützungen an:

  • Rezepte / Verordnungen (bei Ärzten o. in Apotheken bestellen, abholen)
  • Hauswirtschaft (Hausputz, Fenster-/ Gardinenpflege, Einkäufe, Waschen, Saugen usw.)
  • Spaziergänge (sie werden von einer Pflegeschwester / Pfleger begleitet)
  • private Pflege (Waschen, Baden, Duschen, Haarpflege, Rasur, An- / Auskleiden)
  • Begleitung zum Arzt / Behörden (Fahrdienste oder Begleitperson)
  • Kontrollbesuche (bei Verhinderung der Pflegeperson)
  • Beratung durch Pflegesachverständigen, d. h. Beratung und Hilfe bei:

                    -► Beratung vor MdK- Begutachtung
                    -► Pflegeberatung zu Hause Vorort
                    -► Anleitung zur Pflege von Angehörigen
                    -► Hilfe bei Widerspruchsschreiben
                    -► Begleitung während des Gutachtens

*Diese Leistungen werden "angespart" und nach Gewährung des / eines Pflegegrades direkt mit der Pflegekasse vom Pflegedienst abgerechnet. Sie müssen nicht in Vorleistung gehen!
ABER !!! ... sollte im Rahmen der Begutachtung KEIN Pflegegrad bewilligt werden, sind diese Leitungen dann aus eigenen Mitteln zu begleichen, da ja die Pflegkasse mangels Pflegegrad diese Leistungen nicht vergüten kann.
Erkundigen sie sich deshalb unbedingt im Vorfeld  nach den einzelnen Leistungspreisen, falls bei Nichtgewährung eines Pflegegrades Selbstzahlung erforderlich werden sollte.

Zurück zum eigentlichen Gutachten!
-► es dauert ungefähr 1- 2 Stunden
-► wobei es innerhalb der lfd. Gutachteruntersuchung auch dazu kommen kann, das es für sie zuviel wird, sie nicht mehr folgen können und deutlich überfordert sind.

  • dann MÜSSEN Sie das dem Gutachter sagen
  • KEINESFALLS sollten Sie diese Situation "AUS- / DURCHHALTEN"
  • BITTEN SIE in solch einer Situation UNBEDINGT UM EINE KURZE PAUSE.
ACHTUNG! Im Rahmen einer Gutachteruntersuchung findet parallel auch immer eine sogenannte "Belastungserprobung"* statt, durch die der Gutachter am realen Beispiel erkennen kann, wie belastbar Sie sind und wie sehr Sie diese Situation in Stress bringt und ggf. auch überfordert.
Geben Sie währen der Begutachtung durch "Zusammenreißen" und "sich besonders bemühen" ein "zu gutes Beispiel" Ihrer Betroffenheit ab, wird das dementsprechend auch so in die Gesamteinschätzung einfließen.

DENKEN SIE UNBEDINGT DARAN das innerhalb des Gutachtens IHR schlechtmöglichster Zustand dargestellt werden muss!

Das heißt aber keinesfalls, das Sie "schauspielern" sollen, sondern Sie sollen Ihre/n:

  • -► schlechtesten Start in den Tag
  • -► schlechteste Tagesform
  • -► größten Problemlagen in der Alltagsbewältigung
  • -► alle Nöte die Sie haben
  • -► gesamten Hilfebedarf

... und wirklich alles "zeigen", womit Sie im Alltag zu kämpfen haben!

*Diese dient während des Gutachtens vor allem der Einschätzung ihrer psychischen Belastbarkeit und fließt später in die Gesamteinschätzung des Gutachters mit ein.
Weitere Hinweise und Ergänzungen finden sie auch in einem Onlineartikel, den sie direkt mit Klick auf den Link: -► Der Besuch des Gutachters - auf der Seite dann nur noch etwas nach unten scrollen - erreichen können.


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