All diese Faktoren können - erst recht, wenn sie ungünstigerweise zusammenkommen - erheblich mitverantwortlich für eine depressive Verstimmung - in Folge auch einer möglichen Erkrankung - sein. Wird eine depressive Verstimmung nicht erkannt, nicht ernst genug genommen, verdrängt oder gar zu ignorieren versucht, kann daraus eine psychische Erkrankung an Depressionen werden, die sich sehr deutlich in den bisherigen Lebensverlauf hineindrängt und ihn massiv aus der Bahn wirft. Erste Anzeichen sind schnelle Erschöpfung, Lustlosigkeit, Desinteresse, Antriebslosigkeit, emotionale "Armut", stark sinkendes Selbstwertgefühl, massive Negativgefühle oder - je nach Erscheinungsbild der Erkrankung - auch manische Phasen mit überdimensionaler Agilität und Aktivität, sehr geringem Schlafbedürfnis, Selbstüberschätzung, irrationalen Leistungsvermögen und mangelndem Gefahrenbewusstsein in allen Lebensbereichen. Je nach Erkrankungsform wird in verschiedene Krankheitsausprägungen unterschieden, wobei wir uns hier nur mit der "einpoligen-/ -► unipolaren Depression" beschäftigen wollen. In ihrem Umfang finden sich keine bis kaum merkliche manischen Anteile ("himmelhoch jauchzend) weshalb auch kaum ein massives "Cycling / Stimmungswechsel" bzw. kein "Rapid Cycling /schneller Stimmungswechsel" zwischen nur depressiven und nur manischen Phasen auftritt. Stimmungsschwankungen innerhalb einer unipolaren Depression sind prägende Bestandteile der unipolaren Depression, die von - "es geht ganz gut, ich fühle mich wohl" bis hin zu "mir gehts beschissen" reichen, sich also meistens unter einer gedachten - Stimmungs- Nulllinie - befinden. Bemerken Sie bei sich selbst oder einem Ihrer Angehörigen solche Stimmungsschwankungen, die dann auch in keinem Verhältnis zu eventuell auslösenden Gegebenheiten mehr stehen und viel zu lange andauern, sollten Sie sich klar darüber werden, da Sie sich wahrscheinlich in einer depressiven Verstimmung befinden. Werden diese deutlichen Signale - wie Eingangs schon dargestellt - ignoriert, verdrängt oder nicht ernst genug genommen, legt man sich damit oft selbst die Grundstufe für einer Erkrankung an Depressionen. WICHTIG ! Eine depressiver Verstimmung lässt sich behandeln, therapieren und fast immer "restlos" heilen. Eine Erkrankung an Depressionen kann trotz sehr guter Behandelbarkeit - und immer vom individuellen Einzelfall abhängend - ein lebenslanger Begleiter bleiben. Mit diesem gilt es, sich neu zu arrangieren um sein eigenes Leben neu einrichten und wieder glücklich werden zu können. Aber auch die Angehörigen eines an Depressionen erkrankten Menschen müssen sich "mit ins Boot nehmen" lassen, da sie innerhalb der erfolgreichen Behandlung, Therapie und Lebensveränderung einen wesentlichen Anteil beitragen können und sollten. Die Lebensveränderungen, die eine Erkrankung an Depressionen mit sich bringt und auch von Ihnen in der Auseinandersetzung mit dieser Betroffenheit erfordert, sind immer individuell einzigartig, aber immer auch in gewissen Grundschemen allgemein gültig. Darin begründet sich auch, das die Erfahrungskompetenz anderer Betroffener und deren Angehörigen oft eine der wertvollsten Hilfen bei der Bewältigung der Erkrankung darstellt, die innerhalb von Selbsthilfegruppen - wie der SHG-Lebensumwege-Erfurt konzentriert vorhanden und verfügbar ist. Keinesfalls aber erspart dieses Wissen einen vielleicht notwendigen Klinikaufenthalt bzw. die fachärztliche oder psychotherapeutische Betreuung und/oder Behandlung. Auch eine ggf. temporäre, medikamentöse Unterstützung ist oft notwendig und in vielen Fällen eine anfangs sehr wertvolle und oft unverzichtbare Unterstützung. Am Wichtigsten aber ist für alle Betroffenen und Angehörigen, dass sich diese Erkrankung immer besser behandeln lässt und man auch mit einer Erkrankung an Depressionen ein glückliches, selbstbestimmtes Leben leben und erfüllte Beziehungen gestalten kann. Um das für sich selbst erreichen zu können, sollten Sie sich mit einer Betroffenheit ernsthaft auseinandersetzen, eine Vertrauensperson sowie Ihren Haus- und mit dessen Überweisung weiterbehandelnd - einen Facharzt - einbeziehen. Eventuelle Medikamentenverordnungen sollten Sie nicht ablehnen, stattdessen aber prüfen, ob sich innerhalb der abzuwartenden Aufbauzeit eines Wirkspiegels die helfende und erleichternde Wirkung einstellt. Dies sollten Sie Ihrem Facharzt ebenso reflektieren, wie wenn die Wirkung zu gering ist, ausbleibt oder auftretende Nebenwirkungen intolerabel sein sollten. Beachten Sie aber unbedingt, dass eine medikamentöse Umstellung meistens zuerst ein "Ausschleichen" des bisherigen Medikamentes bedingt, bevor dann der erneuter Aufbau eines entsprechenden Wirkspiegels des neuen Medikamentes erfolgen kann und sie dessen veränderte Wirkung wahrnehmen können. Die Vielzahl der inzwischen verfügbarer -► Antidepressiva / Antidepressivum erlauben fast immer eine sehr gute Anpassung mit oft optimalen Erfolgen, fordern aber immer auch von Ihnen selbst eine deutliche Reflektion, ob der Facharzt mit seiner Verordnung den "Volltreffer gelandet" hat. Im Weiteren liegt es zum großen Teil an Ihnen selbst, inwieweit Sie - trotz einer Erkrankung an Depressionen - Ihr Leben wieder glücklich und lebenswert gestalten und bis zu einem natürlichen Lebensende so leben zu können.
Fazit: Eine Erkrankung an Depressionen ist keinesfalls das Lebensende oder die Notwendigkeit, dieses selbst herbeizuführen. Der 1. Schritt auf dem Weg zurück in ein wieder lebenswertes Leben ist bereits die Akzeptanz der Erkrankung. Der 2. Schritt ist die Einbeziehung einer Vertrauensperson in Ihre Betroffenheit, in die Planung und Organisation/Reihenfolge weiterer Folgehandlungen. Ein 3. Schritt bewegt sich in die Richtung, fachkompetente Behandlung zu bekommen, auch wenn diesbezügliche Terminvereinbarungen oft erst längerfristig gelingen. Beachten Sie, das Ihre Krankenkasse hier helfend eingreifen kann. Erkundigen Sie sich dazu bei Ihrem dortigen Ansprechpartner. Der 4. Schritt könnte ein zeitlich klar einzugrenzender Klinikaufenthalt sein, oder aber auch der Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung nach fachärztlicher Überweisung. Als 5. Schritt - der durchaus auch abschließend sein könnte - empfiehlt sich im Anschluss an vorgenannte Behandlungen der Besuch einer Selbsthilfegruppe, in der man Erlerntes und Gefestigtes aus eigenen Behandlungen und Therapien durch die Erfahrungskompetenz anderer Betroffener ergänzt und für sich selber gewinnbringend nutzt. Wertvoller Nebeneffekt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrungen und Ihr ganz persönliches Potential bereichern den Pool der gesammelten Erfahrungskompetenz einer Selbsthilfegruppe maßgeblich, wenn Sie sich ihr anschließen. Außerdem werden Sie eine einzigartige Begegnung auf "Augenhöhe" erleben, denn Sie treffen auf ebenfalls Betroffene mit einer Erkrankung an Depressionen und damit in der ziemlich gleichen Situation wie Sie - vielleicht darin aber weiter vorangekommen als Sie selbst sind. Nutzen Sie den einmaligen Vorteil, Teil /Mitglied einer SHG zu werden, um Ihrem Leben mit den reichen Erfahrungen aus dem Gruppenpotential wieder Wert, Inhalt und Sinn geben zu können und sich selbst mit eigener Lebens- bzw. Krank-heitserfahrung. einbringen zu können
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