L e b e n s u m w e g e  -  E r f u r t

Die Selbsthilfegruppe für an Depressionen erkrankte Menschen und ihre Angehörigen

... zwischen Angst und Einsamkeit. Corona und Depression - Was macht das mit der menschlichen Psyche?

Lesen Sie dazu auch den Artikel der "Deutschen Depressionshilfe" in dem im Rahmen des "Deutschland-Barometer Depressionen" 2021 extra wegen des 1. und 2. Corona- Lockdown eine Sondererhebung durchgeführt wurde.
Mit Klick auf den nachfolgenden Link: -►
2021 Sondererhebung Deutschland-Barometer Depression: 2. Lockdown verschlechtert Krankheitsverlauf und Versorgung von psychisch Erkrankten massiv
können Sie verfolgen, wie diese sich in unserer Gesellschaft und besonders bei den schon psychisch vorbelasteten Menschen auswirken.

Der lange andauernde / sich wiederholende Lockdown hat uns Allen sehr viel abverlangt.
Er belastete die menschliche Psyche weit über das hinaus, was der tägliche Lebensalltag bereits alles an Belastungen mit sich bringt.
Die notwendigen Abstandsregeln, die Kontaktarmut, die Isolationsmaßnahmen, die persönlichen Einschränkungen – alles das stellt zusätzlich zu den Alltagslasten eine deutliche Mehrbelastung dar,  die mit möglichen Einschränkungen der psychischen Gesundheit verbunden sein können.

Auch wenn manche Menschen je nach ihrem Naturell weniger belastet sind und die Situation auch durch kompensierende Haltungen und Selbstbeschäftigung für sich abschwächen können, tragen viele doch weit schwerer an den aktuellen Gegebenheiten.
Bestimmte dann mögliche Konstellationen können  für Menschen besonders störanfällig werden und die Psyche in Überlastungssituationen und damit auch in depressive Verstimmungen bringen.

Zum Beispiel dann, wenn:

  • Menschen durch eine eigene Covid- Erkrankung oder deren Nachwirkungen schwer belastet sind
  • es im direkten Umfeld oder sogar in der Familie dauerhaft Corona- Geschädigte oder - Todesfälle zu beklagen gibt
  • wenn man Sterbenden nicht beistehen, sie nicht begleiten und in ihren letzten Stunden nicht einmal bei ihnen sein konnte
  • wenn Feierlichkeiten nur im allerengsten Kreis stattfinden dürfen und Festlichkeiten im Kreise der Familie so sehr eingeschränkt sind
  • man um Angehörige bangt, die gerade noch mit der Erkrankung kämpfen, sich in einem schweren Verlauf befinden
  • Existenzängste zunehmen und Einkommenseinbußen finanzielle Schwierigkeiten verur-sachen oder Lebensentwürfe - bei Selbstständigen z.B. - gänzlich zunichte machen
  • eventuell der Arbeitsplatzverlust durch Insolvenz des Unternehmens zu befürchten oder eine Kurzarbeitssituation durchzuhalten ist
  • die möglichen Lebensperspektiven gerade sehr unklar sind und augenscheinlich eher negativ erscheinen
  • neue Situationen wie Homeoffice und Homescooling große, neue Herausforderungen ergeben, die erst einmal in den eigenen und Lebens- und familiären Alltag integriert werden müssen
  • eine Endlichkeit der Coronaerkrankungen trotz Impfungsfortschritten aufgrund neu aufgetretener Mutanten nicht absehbar erscheint
  • ... u. v. m.
Die derzeitig Extremsituation, die – durch Corona verursacht aber längst nicht nur dadurch begrenzt ist – hat so umfassende Auswirkungen auf die Psyche aller Menschen, das gerade psychisch Vorbelastete besonders häufig in depressiven Verstimmungen hineinrutschen und sich bei psychisch Erkrankten eine deutlich krankheitsverstärkende Wirkung zeigt.

Dementsprechend muss die Frage: „Steigert Corona das Risiko für Depressionen?" zweifelsfrei und eindeutig mit „Ja!" beantwortet werden.

Da es nicht „den oder die Depressive“ gibt, spielen individuelle Voraussetzungen und Bedingungen eine große und oft entscheidende Rolle.
So z.B. der Rückenhalt und die Unterstützung durch die Familie und Freunde, die soziale Eingebundenheit von allein lebenden Menschen im Bezug zu ihrem Alter und Geschlecht, wobei hochbetagte, alleinlebende Männer am meisten gefährdet sind und zu den Hochrisikogruppen zählen.
Natürlich spielen dabei auch sicherheitsrelevante Sachverhalte wie die aktuellen Inzidenzwerte, die Impfstoffverfügbarkeit und - Verträglichkeit, die Ansteckungsangst und die deutliche Mehr-belastung durch die Einhaltung der Selbstschutzmaßnahmen eine große Rolle.

Aufgrund dieser Zusammenhänge etablierte sich immer mehr der Begriff:Coronadepressionen, der aber nicht als medizinischer Fachbegriff oder laut ICD- Liste der Krankenkassen eingestufte Erkrankung anzusehen ist
Vielmehr bezeichnet der Begriff besonders treffend, was bei vielen Menschen durch die gesamte Coronalage hervorgerufen wird, das durch die psychische Über-forderung depressive Stimmungen hervorgerufen und / oder Depressions-erkrankungen deutlich verstärkt werden.
Was tut man nun aber zur eigenen Stabilisierung bzw. zum Wieder-erlangen seiner vorherigen Belastbarkeit?
Es gibt verschiedene Lösungsideen, wie man diese Niedergeschlagenheit, diese psychische Last wieder weitestgehend von der Seele bekommt.

Relativieren:
Nutzen Sie immer wieder Ihren gesunden Menschenverstand und Ihr Wissen, das man Pandemien auch schon in der Vergangenheit kannte und bewältigen musste. Das dadurch ein Wissens- / wissenschaftlicher- Fortschritt erreicht wurde, der uns in heutiger Zeit durch eine so viel schnellere Entwicklung von effizienten Impfstoffen viel besser helfen, heilen und immu-nisieren kann.

Nutzen Sie für sich selbst das „Ja aber…“ – Prinzip, indem Sie zur jedem belastenden Argument, jeden negativen Gedanken ein Gegenargument finden. Ein Beispiel wäre: „Die Coronaimpfungen haben aufgrund möglicher Immunantworten des Körpers vielleicht unangenehme Nebenwirkungen wie Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen usw.
Mit Ihrem „Ja aber…“- Prinzip antwortet Sie sich dann selber das Sie Impfreaktionen von früheren Grippeschutzimpfungen ja schon kennen und gut damit klarkamen, Sie durch Ihre Fitness, gesunde Ernährung und Lebensweise eher bescheidene Impfreaktionen zu erwarten haben UND … das Sie dadurch vor schlimmen Krankheitsfolgen geschützt und ggf. sogar vom Tod gerettet werden.

Kontakte halten und pflegen:
Pflegen und erhalten Sie die so wichtigen, sozialen Kontakte nun auf anderer Ebene durch Telefonieren, per Skype / Zoom, Facetime, Mails schreiben oder andere, technische Möglichkeiten. Schreiben / schicken Sie mal wieder – ganz analog - einen Brief / eine Karte per Post.
Außerdem spricht nichts gegen ein paar Worte mit dem Nachbarn „über den Gartenzaun" und an der frischen Luft. Wenn der Abstand stimmt, kann man auch auf die leidige Maske verzichten.

Altes wiederfinden / Neues Entdecken:
Befassen Sie sich mit alten / ehemalige Interessen, verfolgen Sie diese und graben Sie alte Hobbys wieder aus, entdecken / erobern und etabliert Sie ganz Neues für sich.

Familienverbund stärken:
Vertiefen Sie innerfamiliäre Bindungen durch gemeinsame Beschäftigungen, von Gesellschaftsspielen angefangen bis hin zu einem Filmeabend für alle, gemeinsames Kochen von Wunschgerichten oder Bau- / Renovierungs- / Umgestaltungsmaßnahmen.
Dazu gehört auch das miteinander „Ausmisten“, das gemeinsame Schwelgen in alten Erinnerungen, Ahnenforschung, neue Wissensgebiete erschließen wie z.B. Sprachen lernen und Vieles mehr.

Prüfen von idiellen Lebensgrundlagen:
Überlegen Sie, was Ihnen Halt und Stabilität in Ihrem Leben geben kann. Prüfen Sie helfende Rituale ebenso wie Gewohnheiten und Abläufe im Alltag. Überlegen Sie, ob Sie sich mit einer Religion befassen möchten, musikalische / gestalterische / künstlerische Fähigkeiten neu erlernen wollen oder stellen Sie sich die Frage, was in Ihrem Leben „noch fehlt“ aber auch was „zuviel ist“.
Auch Beziehungskonstellationen sollten gerade in dieser Zeit geprüft und - falls notwendig - neu definiert oder auch verworfen werden.

Insgesamt ...
… wäre hier noch so Vieles mehr zu nennen, doch all das wären nur Stichpunkte, Ansatz-möglichkeiten und niemals allumfassende und jedem gerecht werdende Handlungsrichtlinien.
Menschen sind und blieben Individuen und dementsprechend muss jeder für sich selbst das herausfinden, was ihm am besten durch Corona hilft.
Das können Kombinationen aus den hier vorgeschlagenen Ideen aber auch ganz eigene Impulse, Gedanken und Eingebungen sein.

Wichtig ist, dass jede Idee, jeder verfolgte Weg mit der Option des "Prüfens?, Behalten? oder Verwerfens?" alles offen lässt, egal ob man das Richtige gefunden hat oder weiter suchen muss.
Es kann durchaus sehr hilfreich sein, all das zu kennen, was man NICHT / noch einmal ausprobieren und versuchen muss, weil man schon weiß, das es nicht passt.

Probleme ...
... ergeben sich natürlich auch bei der "Rückkehr" in ein "normales", gesellschaftliches Leben mit wieder mehr Kontakten, Begegnungen, wiederauflebenden Beziehungsgestaltungen (Feiern, Grillabende, Cafe- und Gaststätten- sowie gegenseitigen Besuchen).
Viele haben sich unter den Coronaauflagen zurückgezogen, haben soziale Kompetenzen teilweise eingebüßt und Unsicherheit hat sich etabliert.
Manchen steht diese Unsicherheit deutlich im Wege und hindert sie daran, wieder in ein lebendiges Leben "einzusteigen".
Lesen Sie dazu auch, was wir unter: -► Cave Syndrome auf unserer Homepage thematisieren und erläutern. 

Auch erlebte Enttäuschung/en wirkt/en sich hier aus, wenn man registrieren musste, dass es mit der anfänglich so hochgelobten "Solidarität" (Einer kümmert sich um den Anderen, hilft, geht für ihn / sie einkaufen usw.) nicht so weit her ist.
Ganze Berufsgruppen sind zu Recht enttäuscht, wenn sie - wie z.B. im Gesundheitswesen - zuerst "systemrelevant" waren, aber außer Applaus nichts weiter bekamen.
Auch die vielen Kleinselbstständigen, die Künstler, die Wirtinnen und Wirte, die Betreiber von Kinos und Theatern - u. v. m. - wurden schwer enttäuscht und überfordert.
Viele, die ihre Existenz verloren haben, sitzen auf Schuldenbergen, denn ihre Ausgaben laufen weiter und - wenn überhaupt - lassen Hilfen und Fördermaßnahmen lange auf sich warten und erfordern eine Antragsbürokratie, die viele in ihrer Betroffenheit nicht auch noch bewältigen können.

Mit allergrößter Bestürzung nehme ich als Ansprechpartner für Betroffene und deren Angehörige die Anrufe immer jünger werdender, Hilfesuchenden wahr.
Zu einem Dauerfeuer von Leistungsdruck, Mobbing von Mitschülern, Mitstudenten Arbeitskollegen und - *Innen ausgeliefert, Kontaktarmut durch ausgesetzten Präsenzunterricht und nun kommt jetzt noch all das hinzu, was Corona durch Schulschließungen, Homescooling, Homeoffice psychisch angerichtet hat.
Die jüngste Hilfesuchende ist gerade mal 16. Jahre alt und sie ist nicht die Einzige! Viele ebenfalls noch sehr junge Menschen Studierende, junge Berufstätige uvm. wissen sich in ihren psychischen Betroffenheiten nicht mehr zu helfen.
Leider finden sie im diesbezüglich völlig unzureichenden Gesundheitssystem unseres Landes keine sofortige Hilfe, bekommen keine zeitnahen Arzt- oder gar Therapeutentermine.
So sind wir als Selbsthilfegruppe/n oft die Einzigen, die als Ansprechpartner bereitstehen.
Für diese Menschen suche ich ganz intensiv nach Hilfelösungen, da nur Volljährige in unsere Gruppe aufgenommen werden dürfen und ich allein im telefonischen Kontakten nur sehr wenig ausrichten und helfen kann.

Meine dringliche Bitte ...

... richtet sich sowohl an die Betroffenen

  • verzagen und resignieren Sie keinesfalls! Bemühen Sie sich weiter um Hilfe. Ich versuche so gut ich es im Rahmen meiner Kräfte und Möglichkeiten (als Selbst- Betroffener) kann, Ihnen per Telefon zur Verfügung zu stehen, was ich aber nur in den unter -► Impressum + Kontakt beschriebenen Zeiten und nur ein paar Stunden pro Tag kann.

... an deren Angehörige / Bezugspersonen

  • lassen Sie jegliche Zurechtweisung und pseudo- Ratschläge wie: "...reiß Dich zusammen, das wird schon wieder ..." - lass Dich nicht so hängen..." oder ähnliche, unsinnige und völlig überflüssigen Ansagen weg
  • reagieren Sie Sie mit Geduld, beweisen und zeigen Sie Verständnis und Einfühlungsver-mögen und "sein Sie einfach nur für Ihren Betroffenen da"!
  • Helfen Sie z.B. mit einem gemeinsamen Besuch unserer Homepage, dem Erfassen der vielen, helfenden Informationen und bestärken Sie Ihn / Sie darin, das die psychische Situation keine "Sackgasse" ist. Gegenteilige Argumente, die umfassenden Informationen und das verfügbares Wissen dieser Homepage beweisen es.
  • ermutigen Sie zu und begleiten Sie Besuche bei Ärzten, Therapeuten oder unterstützen Sie jegliche, diesbezügliche Eigeninitiativen.

... als auch an alle Anderen

  • denn NIEMAND ist sicher vor psychischen Überforderungssituationen und deren daraus folgenden, unterschiedlichen und immer subjektiv zu betrachtenden Auswirkungen.
  • Jederzeit kann Der- / Diejenige - die gerade noch über Betroffene "hergezogen" ist, plötzlich selber zur/m Betroffenen werden. KEINER ist vor einer psychischen Erkrankung sicher oder kann sich dagegen immunisieren.
  • Bedenken Sie dies vor jeglichen Reaktionen / Aktionen / Äußerung Betroffenen gegenüber und bedenken Sie, was Sie in einer eigenen Betroffenheit brauchen würden und reagieren Sie adäquat und richtig.
GRUNDSÄTZLICH und IMMER gilt:
Psychische Betroffenheiten mit depressiven Verstimmungen oder Erkrankungen hat sich niemand gewünscht oder ausgesucht!
Ein dementsprechendes Betroffenheits- oder Krankheitsbild ist nicht weniger gefährlich als jegliche, körperliche Betroffenheit und in ihrer Schwere diesem oft nicht nur gleichzusetzen sondern höher zu bewerten, da die Sterblichkeitsrate an Depressionen exponential wächst, wie Sie im Folgen des Linkes: -► "Todesfälle aufgrund der häufigsten depressiven Erkrankungen in Deutschland in den Jahren 1998 bis 2019" unschwer erkennen können.

Wie jeder kranke Mensch sucht und braucht auch der/die Depressive Akzeptanz, Verständnis und Achtung seiner / ihrer Person und Betroffenheit.
Bedenken Sie, das manchmal nur eine falsche Äußerung genügt um "das Maß voll zu machen" oder "das Fass zum Überlaufen zu bringen". Dann könnten Sie den Anlass gegeben haben, dass ein Betroffener mittels Suizid den nach seiner Ansicht dann unvermeidlichen Weg aus dem Leben sucht.

Eine Betrachtung von Olaf Lindenlaub, Gesprächsgruppenleiter der SHG- Lebensumwege Erfurt

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